Café Commun ist das regelmäßige Veranstaltungsformat der Gruppe »en commun – Zwangsräumungen verhindern Wien«. Wir kämpfen gegen die Symptome gesellschaftlicher Verhältnisse, die Wohnen zur Ware machen. Mit Café Commun möchten wir Bildungsarbeit leisten – für euch und für uns. Es ist uns wichtig, die Dynamiken einer profitorientierten Stadt- und Wohnraumverwaltung besser zu verstehen. Dabei geht es nicht nur darum, die Eigentumsfrage zu stellen, sondern diese in ihrer Komplexität zu erfassen, ohne vereinfachende Schuldzuweisungen an Einzelne. Der Schwerpunkt unserer kommenden Veranstaltungen liegt auf Diskursen über Stadt. Wir wollen die Stadt nicht nur aus der Perspektive kapitalismuskritischer Gegenwartsanalysen betrachten und nach Möglichkeiten für alternative Alltagsutopien suchen. Ebenso möchten wir uns damit auseinandersetzen, wie reaktionäre Kräfte die Stadt denken, planen und gestalten. Dabei hinterfragen wir ihre Ansätze und Motive kritisch, um ein tieferes Verständnis für diese Dynamiken zu entwickeln.
Wir freuen uns auf euch!
Nächste Termine

Normal – Eine Besichtigung des Wahns
20.Mai/ 19:00/ EKH (Wielandgasse 2-4, 1100 Wien)
Ein Abend gegen Irrationalismus und instrumentelle Vernunft
von und mit Thomas Ebermann & Thorsten Mense & Flo Thamer
Pandemie, Klimawandel, Kriege, die Steuererklärung, der Verkehrsstau – Krisen über Krisen, und kein Ende in Sicht. Die einen fliehen in den Verschwörungsglauben oder gleich vollends in den Faschismus. Sie sind die Endzeit-Krieger in Tierkostümen, folgen QAnon bis ins Capitol. Sie sind die Aluhut-Trägerinnen, die gegen Chemtrails und Impfzwang demonstrieren. Es sind die Reichsbürger, die Kämpfer gegen den »Great Reset« und den »Großen Austausch«. Auch die Incels sind mit dabei, mit ihrem Hass auf Frauen, der bis zu Morden eskalieren kann und in Manifesten gefeiert wird. Politisierter kollektiver Wahn – immer auf der Suche nach weltbeherrschenden Drahtziehern, die schuldig sind und meist Soros heißen. Die anderen halten am gesunden Menschenverstand fest. Sie verteidigen den Experten gegen den Scharlatan, die Vernunft gegen den Wahn. Sie sind fleißig, halten Nationen und Eigentumsordnung für so natürlich, wie dass der Starke den Schwachen besiegen muss. Sie wissen, dass Kollateralschäden nicht schön, aber unvermeidbar sind: Die Hungernden, die Obdachlosen, die Erfrierenden in jedem Winter, die Ertrunkenen im Mittelmeer. Auch wenn sie Horoskope lesen, halten sie es dennoch für nicht ganz bewiesen, dass die Sterne unser Schicksal bestimmen – und sie lesen ja auch nur solche, die raten zu tun, was die Gesellschaft von den Menschen ohnehin verlangt. […] Wie der normale Mensch steht auch die Normalität hoch im Kurs. Schon lange hat sich im allgemeinen Bewusstsein durchgesetzt, dass das Deutschland, das Auschwitz verbrochen hat, deshalb nichts negativ Besonderes sei, sondern Normalität für sich beanspruchen darf, wenn nicht sogar dafür bestimmt sei, wieder Verantwortung in der Welt zu übernehmen. Manchen reicht das nicht. Sie fordern »Deutschland, aber normal«, eine Normalität, die in der guten alten Zeit siedelte und durch Bevölkerungsaustausch, Genderwahn, Schmähung des bewährten Dieselmotors etc. untergegangen sei und also wiederbelebt werden müsse. Aber auch die Normalität, die in jeder Krise als rasch Wiederherzustellende versprochen wird, ist eine trostlose Hoffnung. Denn so wird sakral, was deshalb richtig ist, weil es ist – ohne den Zustand der Welt und das Leid seiner Opfer kritisch zu hinterfragen. Die »Stimme der Vernunft« lehrt, dass alles Utopische, alles Ausbrechen wollen, sich nicht mit dem Status Quo abfinden wollen, chancenlos und zum schmerzhaften Scheitern verurteilt sei. Aber der Normalzustand, »dass es so weitergeht«, ist die eigentliche Katastrophe.
Auf Bühne und Leinwand besichtigen wir – angemessen polemisch, satirisch wie analytisch, fragend und kritisierend – den ganz normalen Wahn und den Wahn der Normalität, das Pathogene im Normalen, und das Irrationale, das nicht das Gegenteil des Normalen ist, sondern aus diesem erwächst. Es wird so witzig, wie Adornos Stahlbäder lustig sind.
Ausgewählte Rückblicke

Am 4.4.2025 und 09.4.2025 konnten wir “Sold City- Wenn Wohnen zur Ware wird” in Kooperation mit dem “this human world“-Festival im Top Kino zeigen. in ihrer zweiteiligen Dokumentation verbanden die Filmemacherinnen Herdolor Lorenz und Leslie Franke Interviews von Betroffenen und Expert:innen in mehreren Städten, sowie widerständischen Initiaven und Gruppen. Wien wurde in den Filmen fast ausschließlich als positiver Kontrast zu zum Beispiel Berlin, Hamburg oder London gezeigt, was wir zum Anlass nahmen dieses Bild am 4. April im Rahmen einer Publikumsdiskussion kritisch zu ergänzen. Gemeinsam mit der Initiave Sommerpaket und Yilmaz Gülüm von ORF-Report warfen wir einen Blick auf das Wien, das in den Filmen nicht gezeigt wurde. Yilmaz Gülüm veröffentlichte in der Vergangenheit viele Reportagen über die Realität von vor allem Geflüchteten, deren prekäre Lage auf dem Wiener Wohnungsmarkt strukturell ausgenutzt wird. Wir konnten hier unsere Erfahrung aus der jahrelangen Unterstützung der Bewohner des Gaudenzdorfer Gürtel beisteuern und diskutierten gemeinsam mit Maggi von der Initiative Sommerpaket die Unterschiede und jeweiligen Möglichkeiten und Grenzen von autonomer Organisierung und Sozialer Arbeit. Danke an alle, die dabei waren!