Es reicht! Viele stehen vor der Frage, ob sie das wenige Geld, das ihnen zum Leben bleibt, lieber für ein Dach über dem Kopf, eine warme Wohnung oder einen vollen Magen ausgeben wollen. Während unzählige Häuser in Wien leer stehen damit sie irgendwann noch teurer verkauft werden, verlieren immer mehr Menschen ihre Wohnung, weil sie die Miete nicht mehr zahlen können und schließlich zwangsgeräumt werden. Ein Umzug ist ebenso mit hohen Kosten verbunden und günstige Wohnungen, die genug Platz bieten gibt es kaum mehr. Die Regale in den Lebensmittelgeschäften sind gefüllt, doch wir dürfen uns nicht nehmen was wir zum Leben brauchen. Obwohl viele von uns sich den Rücken krumm arbeiten, reichen die Löhne nicht mehr, denn sie steigen nicht mit den höheren Preisen an.
Schuld daran ist nicht nur die herrschende Politik, sondern auch ein System, das uns alle den Zwängen und Anforderungen des Kapitalismus unterwirft. Sein Prinzip: Produziert wird nicht für die vielfältigen Bedürfnisse der Menschen, sondern alleine die „Kaufkraft“ und die ständige Jagd nach immer mehr Profiten zählt. Wenn wir überhaupt einen Arbeitsplatz finden, können wir uns „glücklich“ schätzen, weil wir gezwungen sind gesundheitsschädliche und belastende Arbeiten zu verrichten. Finden wir keine Arbeit oder sind wir psychisch nicht fit genug um zu arbeiten, gibt es kaum Unterstützung. Behörden wie das AMS oder das Sozialamt versuchen uns so schnell wie möglich in den nächsten schlecht bezahlten Job zu drängen, nur um uns nicht die Hilfe und Fürsorge zu gewähren, die wir eigentlich bräuchten.
Diese Zustände sind unmenschlich und nicht hinnehmbar. Doch die gute Nachricht ist: Da diese Gesellschaft von Menschen hervorgebracht wurde, kann sie auch durch uns wieder verändert werden. Selbst wenn die herrschende Politik uns diesen Zustand als fast schon natürlich, undurchsichtig und unveränderbar präsentiert und irgendetwas von „Alternativlosigkeit“ schwadroniert, können wir uns gemeinsam für ein besseres Leben einsetzen.
Forderungen, die Mietsteigerungen pandemiebedingt auszusetzen, sind sicher ein wichtiger Schritt, sie greifen aber zu kurz. Denn die Mieten sind auch ohne Pandemie schon unleistbar. Vielmehr muss es uns darum gehen, Wohnen, so wie auch alle anderen Lebensbereiche, nicht den Regeln des Marktes und der Profitsteigerung zu unterwerfen!
Dieser spürbar zerstörerischen kapitalistischen Produktionsweise, die andauernd Ungleichheit und Ausschluss hervorbringt, setzen wir die Perspektive auf eine Gesellschaft frei von Unterdrückung, Zwängen und Ausbeutung entgegen. Wir wollen wieder einen Raum für Debatten über ein gerechtes Zusammenleben eröffnen, der uns in der Pandemie so schmerzlich genommen wurde. Wir wollen auf weitere Probleme aufmerksam machen, die sich in den letzten Jahren verschärft haben und unter denen unzählige Menschen zu leiden haben.
Solltet ihr beispielsweise von Delogierungen und Zwangsräumungen betroffenen sein, meldet euch bei uns oder macht andere darauf aufmerksam. Gemeinsam können wir Zwangsräumungen verhindern, indem wir den Zutritt von Gerichtsvollzieher*innen zu den Wohnungen blockieren. Kontaktiert uns einfach über zwangsraeumung@riseup.net. Vielerorts wurden solche Kämpfe gegen Zwangsräumungen schon erfolgreich geführt.
Brechen wir aus der Vereinzelung, Isolierung und Ohnmacht aus, schließen wir uns zusammen und kämpfen wir für ein gutes Leben für alle!