Wir protestieren heute gegen die Schikane von der Hausverwaltung Omega, die mit der Immobilienfirma Pecado unter einer Decke steckt. Gleichzeitig wollen wir auch auf die Untätigkeit der Stadt Wien aufmerksam machen, die seit mehreren Monaten von den Problemen weiß und die Menschen im Kalten und Dunklen sitzen lässt!
Vielen Mieter*innen wurden ausschließlich befristete Untermietverträge angeboten, oft für nur wenige Monate. Teilweise wurden den Mieter*innen ihre sechsmonatigen Untermietverträge nach drei Monaten fristlos von Omega gekündigt. Die Verantwortlichen wenden diese Verdrängungstaktik an, um Menschen in prekären Lebenslagen auszunutzen und möglichst viel Profit aus diesen Umständen zu schlagen.
Die Machenschaften von Omega und Pecado haben drastische Folgen, zeigen jedoch auch nur beispielhaft, was es bedeutet, wenn Wohnen zur Ware wird.
Solche Praktikten treiben Menschen in diesem Fall, aber auch in der kapitalistischen Stadtentwicklung systematisch zwangsläufig in die Obdachlosigkeit.Viele Menschen sind davon auch in Wien betroffen.
Um dem Ziel der Europäischen Union, bis zum Jahr 2030 die Obdachlosigkeit in der EU zu beenden, gerecht zu werden, bräuchte es in ganz Österreich 25.000 Wohnungen aus dem Wohnungsbestand. In der Stadt Wien gibt es im Winter jedoch nur 900 zusätzliche Notschlafplätze. Dieses Angebot deckt weder den Bedarf, noch wird dadurch eine ganzjährige Unterkunft gewährleistet. In der Stadt Wien wird diese Thematik vor allem auf gemeinnützige Vereine und Organisationen ausgelagert. So ist es für wohnungslose Menschen fast unmöglich z.B. eine Wiener Gemeindebauwohnung zu erhalten, da eine zweijährige Meldung an der aktuellen Wohnadresse dafür Voraussetzung ist.
Durch die Corona-Pandemie, aber auch durch die stetige Teuerung wird es immer schwieriger eine leistbare Wohnung zu finden oder auch die eigene Wohnung zu halten. Daniela Unterholzer, Geschäftsführerin des Neunerhauses, erklärt im Jahresbericht 2021 dazu: „Die Folgen der vielfältigen Krisen und die teilweise damit verbundenen Preisentwicklungen stellen uns vor große Herausforderungen. Die eigene Wohnung halten zu können wird für viele Menschen immer schwieriger, Wohnungsverlust oft traurige Realität. Sätze wie: „Ich hätte nie gedacht, dass mir das einmal passiert“, werden wir in Zukunft wohl noch öfters zu hören bekommen.“
Eine Teilnehmerin am Housing-First-Konzept des Neunerhauses, welches wohnungslose Menschen bedingungslos mit einem eigenen Schlüssel und Mietvertrag zu einer Wohnung ausstattet, berichtet ebenfalls im Jahresbericht: „„Am privaten Wohnungsmarkt hatte ich keine Chance“„Einmal hab‘ ich eine Nachbarin von früher getroffen. Meine ehemalige Wohnung im siebten Bezirk kostet mittlerweile das Doppelte.““
Das Housing-First-Konzept verschafft Menschen nicht nur eine eigene Wohnung, sondern räumt gleichzeitig mit der neoliberalen Erzählung auf, Menschen würden freiwillig in der Obdachlosigkeit leben. So behalten in 92 % der Fälle die Teilnehmer*innen nach der Betreuung durch das Neunerhaus ihr Mietverhältnis bei.
Wir stellen uns daher an die Seite der Wiener Wohnungshilfe und fordern die Stadt dazu auf, das sogenannte „Winterpaket“ zu einem ganzjährigen 24h Betrieb auszubauen. Zudem erachten wir es als unabdingbar, Wohnungen aus dem stadteigenem Wohnungsbestand für das Housing-First-Konzept bereit zu stellen.
Klar ist für uns aber auch, dass wir uns im kapitalistischen System weder auf private Firmen wie Pecado und Omega noch auf den Staat verlassen können. Unsere Forderungen an Pecado und Omega sowie die Stadt Wien und ihre Behörden sind deshalb nicht fehl am Platz, im Gegenteil sollen sie diese daran erinnern, dass wir Ihnen im Nacken sitzen. Aus einer revolutionären, antikapitalistischen Perspektive darf es aber nicht allein bei Appellen bleiben. Die Vereinzelung, die ein essentieller Charakter des Neoliberalismus ist, und die im Vergleich zu anderen europäischen Städten etwas zurückhaltendere Wiener Wohn- und Mietenpolitik der vergangenen Jahre, sollen uns davon abhalten, uns selbst zu organisieren. Lassen wir uns das nicht länger gefallen! Ein System, das Wohnungslosigkeit für Profite in Kauf nimmt, ist ein System, das wir gemeinsam bekämpfen müssen. Unsere Solidarität gilt allen wohnungslosen Menschen und Menschen in prekären Wohnsitutationen sowie Initiativen wie dem Neunerhaus, die sich gegen diese menschenverachtende Politik stellen! Gemeinsam für ein bedingungsloses Recht auf Wohnen!